"Entstanden ist das Gedicht beim Gedanken an die fast täglich wiederkehrende Frage "Wo kommst du her?". Eine Frage die mir am häufigsten in dem Land, in dem ich geboren wurde und aufgewachsen bin, gestellt wird. Eine Frage die mir jedes Mal aufs Neue signalisieren soll " Du kannst nicht von hier sein", eine Frage die mich und viele wie mich ausschließt aus dem "Wir" und aus dem "Hier". "Wo kommst du her" wird negativ konnotiert, ganz gleich wie die Frage von der fragestellenden Person gemeint ist, sie impliziert ein nicht Dazugehören, ein vermeintliches Anderssein. Es ist jedoch eine Frage, die mir so auch in Kontexten von diasporischen Communities gestellt wird und im Heimatland meiner Eltern aber eine ganz andere Bedeutung annimmt. In besagten Kontexten wird die Frage nicht gestellt, um dein Außenseitersein zu begründen, sondern um nach gemeinsamer Biografie zu suchen. Man tauscht sich gemeinsam über eigene Wurzeln und kollektive Verteilung aus, darüber, dass man dennoch eins bleibt und ist, darüber, dass man ähnliche Erinnerungen und Schmerzen teilt. Oftmals auch wenn man nicht aus derselben Ecke kommt, jedoch ähnliche Wärme ausstrahlt. Ein Lächeln, ein Kleidungsstück, das Schimmern der Haut, die Haare - man sucht nach Vertrautem und wenn man dieses faktisch nicht findet, hat die Frage "Wo kommst du her?" diese dennoch geschaffen und verbindet mehr als sie ausgrenzt. Ich will die Schönheit der Frage nicht überschatten lassen von der Hässlichkeit selbiger Frage aus anderen Mündern."